Pomellato
Pomellato wurde 1967 gegründet, mit dem Blick auf eine neue, unabhängige Frauengeneration. Es begann 1967 damit, dass Gründer Pino Rabolini eine avantgardistische Kollektion von Prêt-à-porter-Schmuck auf den Markt brachte. Pino Rabolini wuchs in einer Goldschmiedefamilie im kreativen Umfeld Mailands der sechziger Jahre auf, die Stadt prägte seine Persönlichkeit nachhaltig. Ihr verdankt er seinen offenen Blick für das Neue, seine Antennen für Veränderungen und sein Gespür für Ästhetik.
Als junger Mann besuchte er häufig die berühmte Jamaica Bar gegenüber der Accademia di Brera und lernte hier Künstler wie Lucio Fontana und Roberto Crippa, die Reporter Ugo Mulas und Luca Dondero aber auch die Sängerin und Schauspielerin Maria Monti und die Newcomerin Mariangela Melato kennen. Dieses Umfeld inspirierte ihn, gerade auch diese selbstbewussten Frauen. Pino Rabolini bewunderte sie alle mit der Begeisterung eines jungen Mannes. Dennoch inspirierte ihn nie nur eine einzige Frau. „Ich denke an alle Frauen, nicht nur an eine“, sagte der Mann, der das moderne Schmuckdesign revolutionierte und veränderte. Die Mode veränderte sich von der Haute Couture und der Konfektion zum prêt-à-porter. Dieses Konzept übertrug er auf den Schmuck und setzte es in moderne, tragbare Schmuckstücke um. Dank der langjährigen Familientradition konnte er seine Leidenschaft für Design in reine Modernität verwandeln. Modischen, nicht klassischen Schmuck, der auch im Alltag getragen werden konnte. Die Idee: Schmuck nicht als Statussymbol anzusehen, sondern als Accessoire.
Es war die Zeit, in der Frauen Selbstbestimmung und Chancengleichheit forderten. Das innovative Design der Halsketten, das sich vom Traditionellen abwandte, passte perfekt zur Emanzipation. Und: Die hochwertigen Kollektionen waren erschwinglich. Die Frauen begannen, sich selbst Schmuck zu kaufen, ihn sich nicht schenken zu lassen. Schon der Name war frech: Pomellato. Zu Deutsch: Apfelschimmel. Ausgerechnet seine Goldschmiede nach einem Pferd zu nennen war, bei aller Liebe zur Kreatur, so ironisch wie das Geschäftskonzept neuartig war. Pino Rabolini wollte nicht Juwelier im traditionellen Sinne sein, sondern modisch. Die Verbindung von echtem Schmuck und Fashion klingt heute, da mehr und mehr globale Luxusplayer das Potenzial von Edelsteinen und Schweizer Uhren für ihre Marken entdeckt haben, gar nicht so ungewöhnlich. Genau das, besonderes Design in kleiner Serie, übertrug Rabolini auf sein Metier. Er machte Schmuck „zu sexy für den Safe“, brachte Zeitgeist ins Spiel und früh neue Themen wie Nachhaltigkeit in Produktion und Umgang mit Mitarbeitern.
Die Italiener setzten also kostbare Materialien und Handwerk ein, aber mit der Lässigkeit von Accessoire-Designern. Und noch in anderer Hinsicht waren die Italiener geradezu ultramodern: Statt nur Diamanten, Smaragde, Saphire zu verarbeiten – die „klassischen“ Edelsteine – setzten ihre Kreativdirektoren früh auf Minerale wie Amethyst, Peridot oder Rosenquarz. Früher nannte man die in der Branche etwas herablassend „semi precious stones“. Mittlerweile sind viele von ihnen so begehrt und Steine wie Turmaline und Aquamarine bereits so selten, dass lieber von „new precious stones“ die Rede ist.
2013 verkaufte Rabolini Pomellato an die Kering-Holding-Gesellschaft, zu der weitere italienische Luxusmarken wie Gucci, Bottega Veneta und auch Sergio Rossi gehören. Viel geändert hat sich seit der Übernahme nicht – der «Italian Spirit» bleibe erhalten: „Unter Kering kann eine Marke eigenständig bleiben, wir sind nahezu autonom in unseren Entscheidungen.“ Die Schmuckstücke werden nach wie vor in Mailand hergestellt, die verarbeiteten Steine sind allesamt mit einer internationalen Identifizierung versehen. „Hohe Qualität ist unabdingbar“, Bei Pomellato hat seit 2015 Sabina Belli das Sagen. Die Mailänder sind vielleicht das Unter- nehmen, bei dem der Paradigmenwechsel am wenigsten überraschte. Und passend zu ihrer durchweg weiblichen Zielgruppe, eine Frau als CEO an der Spitze hat. Denn bei der Marke, die nach dem italienischen Wort für „geschecktes Pferd“ benannt ist, liefen die Dinge immer schon ein bisschen anders, ein Stück weit moderner.
– Gegründet, mit Blick auf eine neue, unabhängige Frauengeneration
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