Interview mit Thomas Baumgärtel
Thomas Baumgärtel, geboren 1960 in Rheinberg, besser bekannt unter dem Pseudonym “Bananensprayer“, studierte Freie Kunst und Diplom-Psychologie an der Universität Köln und lebt heute auch in Köln. Seit 1986 markiert er weltweit die interessantesten Kunstorte mit einer gesprühten Banane. Sie ist Qualitätssiegel und inoffizielles Logo der Kunstszene. Seine Kunst beinhaltet Street Art und Spray-Kunst, aber auch klassische Techniken wie Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Collage, sowie Übermalungen von alten Gemälden und Objekten. Thomas Baumgärtels Arbeiten finden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen.
Eine Studienfachkombination von Kunst und Psychologie klingt sehr interessant, was hat den Ausschlag für Ihre Berufswahl gegeben?
Kunst wollte ich machen, für Psychologie trug ich mich ein, damit mein Vater das Gefühl hatte, ich würde etwas Vernünftiges studieren – damals nicht wissend, dass die Kunst der Königsweg für die Psychologen an dem Kölner Institut war.
Gibt es Parallelen zwischen Kunst und Psychologie?
Nichts läuft in der Kunst ohne das Seelische und die Psychologie kann auch sehr kunstvoll sein.
Wie kamen Sie darauf, ausgerechnet die Banane zum zentralen Motiv Ihres Œuvres zu machen und hat das auch nach über 30 Jahren noch Potential?
In meiner Zivildienstzeit in einem katholischen Krankenhaus nagelte ich eine Banane an ein Kreuz, das über einem Krankenbett heruntergefallen war. An dem Tag beschloss ich Künstler zu werden. Mit dem Motiv der Banane zu arbeiten hat auch nach 30 Jahren mehr Potenzial denn je!
Im ersten Moment scheint die Banane als Leitmotiv erst einmal etwas banal, aber Sie transportieren ja durchaus auch Botschaften, sind dafür bekannt, dass Sie unmissverständlich Position bekennen.
Oft sind es gerade die einfachen, banalen Dinge im Leben, um die es geht, und die, als Werkzeuge eingesetzt, viel bewirken können. Ich kämpfe seit über 30 Jahren mit meinen Graffitis auf der Straße und meinen – teils provokanten – Bildern aus dem Atelier für die Freiheit der Kunst.
Sie schaffen eine Arbeit für die diesjährige Urban Art Biennale in der Völklinger Hütte (2017) – verraten Sie uns etwas mehr?
Ich hatte vor der US-Präsidentschaftswahl ein kleinformates Donald Trump Bild angefangen zu sprühen, das schnell einen Sammler gefunden hatte. Darauf ist Trump als affiger Neandertaler dargestellt, dem eine Banane aus dem Mund hängt. Für die Biennale habe ich, den monumentalen Räumen der Völklinger Hütte angepasst, eine große Version gesprüht.
Für Bildmotive, die sich aus lauter kleinen Bananen zusammensetzen gibt es seit 1995 den Begriff Bananenpointillismus. Wird dieser Begriff in die Kunstgeschichte eingehen?
Na klar!